Dass der saudische Kronprinz Mohammed bin Salman mit dem Kürzel MbS das Wüstenreich reformieren will, nehmen ihm im Westen viele nicht ab. Er lasse zwar Frauen ans Steuer, eröffne Kinos und habe die Sittenpolizei zurückgestuft. Doch das seien lediglich plumpe PR-Aktionen, um westliche Investoren und Touristen anzulocken, argwöhnen MbS-Kritiker.
Doch sie irren. Dem künftigen König Saudi-Arabiens ist es ernst mit den gesellschaftlichen Reformen. Das stockkonservative Land kann er zwar nicht über Nacht modernisieren. Doch in Riad und in Dschidda sind heute Dinge erlaubt, die vor kurzem noch unter Strafe standen.
Jüngstes Beispiel: Nach einem Fest in der Hauptstadt, dem «Riyadh Season 2021», das im Oktober begann und mehrere Monate dauern soll, zirkulierten Bilder, die das Blut der Konservativen in Wallung brachten. Männer und Frauen tanzten zusammen, umarmten und küssten sich in aller Öffentlichkeit. Und das im Land, das Hüter beider heiligen Stätten sein will.
Musik, Ausgelassenheit, Fröhlichkeit: Die Konservativen wagen es nicht, dieses ihrer Meinung nach unsittliche Verhalten offen zu kritisieren, weil MbS die Feiern aktiv unterstützt. Ihrem Zorn machen sie in den sozialen Medien Luft. Der zur Schau gestellte Hedonismus unterwandere den islamischen Charakter und die arabische Kultur des Landes, wettern sie in der Anonymität des Internets, da sie wissen, wie gnadenlos das Regime mit Kritikern umgeht.
Aber es wird den Querulanten nichts nützen. MbS will zwar keine politischen Reformen, weil das zu einem Machtverlust des Königshauses führen würde. Aber er ist fest entschlossen, das Leben der Saudis wenigstens ein Stück weit dem Westen anzupassen und aus Saudi-Arabien ein neues Dubai zu machen.
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