Gerichtssaal statt Centre-Court. Novak Djokovic findet sich eine Woche vor dem Start des Australian Open auf ungewohntem Parkett wieder. Nach vier Tagen im berüchtigten «Park Hotel», wo illegale Migranten auf ihre Abschiebung warten, legen der Serbe und seine Anwälte die Beweise auf den Tisch, weshalb der ungeimpfte Tennis-Weltranglistenerste ein Recht auf die Bewilligung zur Einreise nach Australien (und damit auf die Teilnahme am ersten Grand-Slam-Turniers des Jahres) hat.
Und von Anfang an läuft es gut für den Tennisstar. Richter Anthony Kelly zeigt Verständnis – «Was hätte dieser Mann noch tun können?» – und legt die Informationen offen, wonach Djokovic vor und nach der Ankunft in Melbourne eine medizinische Ausnahmebewilligung von einem Professor und einem hochgradig qualifizierten Arzt hatte.
Derweil spielen sich vor dem Gerichtsgebäude skurrile Szenen ab: Fans von Djokovic tanzen zu serbischer Musik und skandieren «Nole, Nole!».
Letztlich wird die Entscheidung der Regierung, Djokovics Visum zu annullieren, im Schnellverfahren aufgehoben – und der Serbe rehabilitiert und zum Turnier zugelassen.
Das Gericht ordnet an, dass Djokovic «unverzüglich» freigelassen werden soll und ihm sämtliche persönlichen Gegenstände ausgehändigt werden müssen.
Christopher Tran, der Anwalt des australischen Innenministeriums, nimmt die Entscheidung zur Kenntnis, fügt jedoch an, dass der Minister für Immigration prüfen werde, ob er «seine persönliche Macht zur Annullierung» nochmals bemühen werde. Das letzte Wort hat nämlich der Staat, theoretisch dürfte die Regierung dem Serben das Visum auch ein zweites Mal entziehen.
Doch dies wird kaum geschehen. Letztlich hatte das Gericht kaum eine andere Wahl, als für Djokovic zu entscheiden. Alles andere hätte die Gewaltentrennung infrage gestellt.
Auch im Sinne der Verhältnismässigkeit und des gesunden Menschenverstandes ist das Verdikt korrekt. Schliesslich darf ein Impfstatus nicht zur Staatsaffäre hochstilisiert werden.
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