In der vergangenen Woche, genau am ersten Tag, als in Nordrhein-Westfalen die grossen Ferien begonnen haben, hat sich unsere Familie vormittags gemütlich in den alten Kombi gesetzt und ist Richtung Süden gefahren.
Das Dachgebäck war festgezurrt, an den geöffneten Fenstern rauschte der Fahrtwind vorbei, die Brotdose war nach halber Strecke erschreckend leer, jeder dufte mal das Radio bedienen, und nach zehn Stunden waren wir aus dem tiefen Westen der Republik im Norden Italiens angekommen.
Goethe hätte zwei Wochen dafür gebraucht, dachte ich. Zwischendurch McDonald’s wäre besser gewesen als die leere Brotdose, dachten die anderen.
Unterm Strich waren wir alle vergnügt.
Sommerferien 2022 sind möglich.
Flughafen-Tumulte hin, Bahnchaos her: Wir stecken nicht alle im Stau.
Ja, sogar noch besser: Die allermeisten kommen sogar da an, wo sie hinwollen.
Manch einer oder manch eine nicht mit dem Koffer und zu der Ankunftszeit wie geplant – aber immerhin.
Ich halte das nach zweieinhalb Jahren Pandemie und mitten in einem Krieg, der im Herzen Europas tobt, für eine Leistung.
Zugegeben keine Glanzleistung – aber immerhin. Und wer hätte es besser machen sollen? Die vielgescholtene börsennotierte Lufthansa ist wegen Corona und Treibstoffkosten tief in den Miesen, sie musste Personal loswerden, als sie zu viel davon hatte. Jetzt findet sie so schnell niemand Neues.
Wer deswegen nach dem Staat ruft, sollte erst mal zum nächsten Bahnhof gehen und dann erzählen, wie der Staatskonzern Deutsche Bahn so funktioniert.
Nein, es hilft nichts.
Wer sich die Sommerferien nicht vermiesen lassen will, braucht ein klassisches 2-G-Rezept nach Hausfrauen- und meinetwegen auch Hausmännerart: Geduld und gute Laune.
In diesem Sinne: Schöne Ferien.
Die Kommentare auf weltwoche.ch dienen als Diskussionsplattform und sollen den offenen Meinungsaustausch unter den Lesern ermöglichen. Es ist uns ein wichtiges Anliegen, dass in allen Kommentarspalten fair und sachlich debattiert wird. Scharfe, sachbezogene Kritik am Inhalt des Artikels oder wo angebracht an Beiträgen anderer Forumsteilnehmer ist erwünscht, solange sie höflich vorgetragen wird. Persönlichkeitsverletzende und diskriminierende Äusserungen hingegen verstossen gegen unsere Richtlinien. Sie werden ebenso gelöscht wie Kommentare, die eine sexistische, beleidigende oder anstössige Ausdrucksweise verwenden. Beiträge kommerzieller Natur werden nicht freigegeben. Zu verzichten ist grundsätzlich auch auf Kommentarserien (zwei oder mehrere Kommentare hintereinander um die Zeichenbeschränkung zu umgehen), wobei die Online-Redaktion mit Augenmass Ausnahmen zulassen kann.
Die Kommentarspalten sind artikelbezogen, die thematische Ausrichtung ist damit vorgegeben. Wir bitten Sie deshalb auf Beiträge zu verzichten, die nichts mit dem Inhalt des Artikels zu tun haben.
Das Nutzen der Kommentarfunktion bedeutet ein Einverständnis mit unseren Richtlinien.
Unzulässig sind Wortmeldungen, die
Als Medium, das der freien Meinungsäusserung verpflichtet ist, handhabt die Weltwoche Verlags AG die Veröffentlichung von Kommentaren liberal. Die Online-Redaktion behält sich jedoch vor, Kommentare nach eigenem Gutdünken und ohne Angabe von Gründen nicht freizugeben. Es besteht grundsätzlich kein Recht darauf, dass ein Kommentar veröffentlich wird. Weiter behält sich die Redaktion das Recht vor, Kürzungen vorzunehmen.