Anfang Februar 2002 war Simon Ammann noch ein Bauernsohn aus Unterwasser – bekannt nur Insidern der Skisprungszene. Wenige Tage später – nach seinem Doppel-Olympiasieg auf den Schanzen von Salt Lake City – sass er in der «Late Show» von David Letterman, einer der bekanntesten Fernsehsendungen der USA.
Während acht Minuten witzelte Ammann mit dem Starmoderator und prophezeite ihm, was geschehen würde, wenn Letterman untrainiert einen Sprung über rund 90 Meter machen würde: «A crash, for sure.»
Ammann eroberte die Herzen im Sturm. Wenig später durfte er auch zu «Wetten, dass …?». Dort sass er mit Latino-Queen Shakira auf dem Sofa und lief rot an, als er den Popstar küssen durfte.
Seine Popularität verdankte Ammann in erster Linie den sportlichen Erfolgen – aber in zweiter einem Genieblitz vor der Siegerehrung in Salt Lake City. Anstatt den vom IOC vorgeschriebenen Sportdress anzuziehen, hüllte er sich in den langen silbernen Mantel der Schweizer Olympiaausrüstung.
«Swiss Harry Potter» war geboren, Ammann, der Liebling der Massen und Dauerthema auf in- und ausländischen Fernsehsendern. Er selbst meinte zum Vergleich mit dem Zauberlehrling: «Harry Potter hat mit mir nichts zu tun, ich bin Simon Ammann und keine Potter-Kopie. Auch wenn optisch gewisse Parallelen bestehen.»
Acht Jahre später doppelte Ammann in Vancouver nach. Diesmal als Favorit gestartet, flog er der Konkurrenz erneut um die Ohren – und im Zielgelände umarmte er Bundesrätin Doris Leuthard, als sei die Magistratin seine beste Freundin aus dem Kindergarten.
Mittlerweile ist aus Ammann ein 40-jähriger Familienvater geworden. Doch er fliegt noch immer.
An diesem Wochenende zum siebten Mal an Olympischen Spielen. Schweizer Rekord! Und vielleicht packt er in Peking den Zauberstab nochmals aus. Es wäre das schönste Olympia-Märchen, das man sich vorstellen könnte.
Die Kommentare auf weltwoche.ch dienen als Diskussionsplattform und sollen den offenen Meinungsaustausch unter den Lesern ermöglichen. Es ist uns ein wichtiges Anliegen, dass in allen Kommentarspalten fair und sachlich debattiert wird. Scharfe, sachbezogene Kritik am Inhalt des Artikels oder wo angebracht an Beiträgen anderer Forumsteilnehmer ist erwünscht, solange sie höflich vorgetragen wird. Persönlichkeitsverletzende und diskriminierende Äusserungen hingegen verstossen gegen unsere Richtlinien. Sie werden ebenso gelöscht wie Kommentare, die eine sexistische, beleidigende oder anstössige Ausdrucksweise verwenden. Beiträge kommerzieller Natur werden nicht freigegeben. Zu verzichten ist grundsätzlich auch auf Kommentarserien (zwei oder mehrere Kommentare hintereinander um die Zeichenbeschränkung zu umgehen), wobei die Online-Redaktion mit Augenmass Ausnahmen zulassen kann.
Die Kommentarspalten sind artikelbezogen, die thematische Ausrichtung ist damit vorgegeben. Wir bitten Sie deshalb auf Beiträge zu verzichten, die nichts mit dem Inhalt des Artikels zu tun haben.
Das Nutzen der Kommentarfunktion bedeutet ein Einverständnis mit unseren Richtlinien.
Unzulässig sind Wortmeldungen, die
Als Medium, das der freien Meinungsäusserung verpflichtet ist, handhabt die Weltwoche Verlags AG die Veröffentlichung von Kommentaren liberal. Die Online-Redaktion behält sich jedoch vor, Kommentare nach eigenem Gutdünken und ohne Angabe von Gründen nicht freizugeben. Es besteht grundsätzlich kein Recht darauf, dass ein Kommentar veröffentlich wird. Weiter behält sich die Redaktion das Recht vor, Kürzungen vorzunehmen.