Gianni Infantino mag grosse Auftritte. Und er umgibt sich gerne mit Menschen der hohen Politik – mit Donald Trump, Wladimir Putin, mit dem Emir aus seiner neuen Wahlheimat Katar. Am Mittwoch hielt er eine Rede vor dem Europarat in Strassburg, der führenden Menschenrechtsorganisation Europas, und positionierte sich als Friedensengel in einer zerrütteten Welt: «Wir sehen, dass sich der Fussball in eine Richtung entwickelt, wo wenige alles haben und die Mehrheit nichts.
In Europa findet die WM zweimal pro Woche statt, weil die besten Spieler in Europa spielen», sagt Infantino in einem Referat zum Thema «Fussballverwaltung: Wirtschaft und Werte».
Danach bringt er den afrikanischen Kontinent ins Spiel – und verspricht, dass er durch seine Reform im Weltfussball die humanitäre Lage nachhaltig verbessern wird: «Wir müssen den Afrikanern Hoffnung geben, dass sie nicht über das Mittelmeer kommen müssen, um hier vielleicht ein besseres Leben führen zu können. Wir müssen ihnen Möglichkeiten und Würde geben.»
Zuvor hatte er vor den Zuhörern das Kafala-System in Katar verteidigt, behauptet, dass es «einfach nicht wahr ist, wenn von 6500 toten Arbeitern auf den WM-Baustellen berichtet wird», und betont, dass «die Arbeitsbedingungen vor Ort vergleichbar sind wie in Europa».
Gianni Infantino hat recht – ohne Wenn und Aber. In seinem Haus in Katar funktioniert die Klimaanlage mit westlicher Zuverlässigkeit. Der kühle Drink ist nur einen Handgriff entfernt. Seine Töchter besuchen eine westliche Schule. Leider wird er aber spätestens im nächsten Dezember Katar zumindest für einen Tag verlassen müssen – wenn ihm in Oslo der Friedensnobelpreis verliehen wird.
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