Die Kritik an China als Ausrichter der Olympischen Winterspiele ist laut. Und sie gründet vor allem auf ökologischen und politisch-moralischen Tatsachen. Schneespiele ohne einen Flocken Naturschnee – und das in einem Land, das Menschenrechte oft ausblendet.

Letztlich hatte das Internationale Olympische Komitee aber fast keine andere Wahl: Als am 31. Juli 2015 in Kuala Lumpur über den Veranstalter entschieden wurde, war die kasachische Stadt Almaty die einzige verbliebene Konkurrentin. Zuvor hatten unter anderem Garmisch, Stockholm, Oslo, Barcelona und St. Moritz/Davos ihre Kandidaturen zurückgezogen.

Die Schweizer Bewerbung scheiterte am Veto des Stimmvolks: Am 3. März 2013 stimmten die Bürger von St. Moritz mit 1153 zu 716 und Davos mit 2749 zu 2079 der kantonalen Vorlage zwar deutlich zu, der Kanton Graubünden insgesamt lehnte den Kredit für die Kandidatur allerdings mit 41.758 zu 37.540 Stimmen ab (52,66 Prozent sagten nein).

Seither fanden Winterspiele an der russischen Schwarzmeerküste (Sotschi) und in Südkorea (Pyeongchang) statt – und nun eben in der chinesischen Metropole Peking mit 21,5 Millionen Einwohnern. Ein idyllischer Wintersportort mit Alpencharme und Glühweinromantik sieht tendenziell anders aus.

Letztlich kam Peking aber nicht nur aus kommerziellen Überlegungen zum Zug, sondern schlicht und einfach, weil die Alternativen fehlten. Man kann dem Internationale Olympische Komitee (IOC) einen Hang zum Gigantismus nicht absprechen. Gleichzeitig gilt aber auch: Es sind exakt jene Kreise, die nun moralisierend den Mahnfinger heben, die Winterspiele in Ländern wie Schweden, Norwegen, Deutschland oder in der Schweiz verhindern.

Dabei hätte kaum ein anderes Land eine bessere Möglichkeit, die olympische Bewegung zurück zur Vernunft zu bringen als die Schweiz. Wir besitzen das organisatorische Know-how, die Infrastruktur und die Wettkampfstätten, um die Spiele, praktisch ohne einen einzigen Stadionneubau durchzuführen.

Die Ausnahme sind die Wettkämpfe im Eisschnelllauf. Doch auch hier hätten wir eine Option, die das IOC kaum ausschlagen und unserem Tourismus einen wunderbaren Mehrwert generieren könnte: das Eis des St. Moritzer Sees und seine grandiose Naturkulisse.

Vermutlich wird diese Idee nie in die Realität umgesetzt. Aber man könnte zumindest über sie diskutieren, bevor man Olympia auf immer und ewig verdammt.