Im Streit um die Bilder-Sammlung des Unternehmers und Mäzens Emil Bührle im Zürcher Kunsthaus wird allerhand Unsinniges erzählt. Dem aus Süddeutschland stammenden studierten Kunsthistoriker eine extrem ausgeprägte Germanophilie zu unterstellen, verbietet sich schon darum, weil Bührle in erster Linie französische Impressionisten gesammelt hat.
Die mit Abstand erfolgreichste Waffe von Emil Bührles Werkzeugmaschinenfabrik Oerlikon war die 20-mm-Fliegerabwehrkanone. Es handelte sich dabei um eine Selbstverteidigungs-Waffe gegen die Bomber-Raids in fast allen vom Luftkrieg betroffenen Ländern. Die USA stellten in Lizenz (und ohne Abgeltung an Bührle) rund 125 000 dieser 20-mm-Kanonen und über eine Milliarde zugehörige Geschosse her. Die 1100 darin abgefeuerten Schüsse pro Minute mit eindrücklicher Durchschlagskraft machten den Piloten der damals noch recht langsamen Flugzeuge das Leben schwer.
Ohne die in Bührles Planungsbüros erdachten, in seinen Werkstätten entwickelten und in den Fabriken produzierten Oerlikon-Flugabwehrkanonen hätten die Alliierten 1944 schwerlich erfolgreich nach Europa übersetzen können. Auch wäre es den USA kaum gelungen, den Pazifik innert dreieinhalb Jahren zurückzugewinnen.
Wie der Zürcher Militärhistoriker Rudolf Jaun in der Zeitschrift Tachles ausführte, sei ein Drittel der von der US-Navy vernichteten japanischen Jagdflugzeuge durch 20-mm-Kanonen abgeschossen worden. Wegen ihrer Beweglichkeit kamen diese Fliegerabwehr-Geschütze auf den amerikanischen Kriegsschiffen auch erfolgreich gegen die selbstmörderischen Kamikaze-Flieger zum Einsatz.
Bis zur Einkreisung der Schweiz durch Nazi-Deutschland lieferte Oerlikon-Bührle an folgende alliierte und neutrale Staaten: Grossbritannien, Frankreich, Tschechoslowakei, China, Bolivien, Peru, Norwegen, Holland, Irak, Argentinien, Brasilien, Türkei, Dänemark, Irak und die Schweiz. Danach lieferte Bührle bis 1944 fast ausschliesslich Maschinen und Waffen an Deutschland, was der Schweiz im Gegenzug Lieferungen von Kohle und Stahl einbrachte. Besonders interessant ist folgende Aussage des Militärhistorikers Rudolf Jaun im Tachles: «In der NS-Zeit 1933 bis 1945 lieferte Bührle keine 20-mm-Kanonen an Deutschland.»
Die wichtigste Waffe aus den Oerliker Werken von Emil Bührle diente also den Alliierten, um die Achsenmächte und die japanische Militärdiktatur niederzuringen. Die 20-mm-Kanone des vielgescholtenen Herrn Bührle hat entscheidend zum Frieden in Europa und in der ganzen Welt beigetragen.
Die Kommentare auf weltwoche.ch dienen als Diskussionsplattform und sollen den offenen Meinungsaustausch unter den Lesern ermöglichen. Es ist uns ein wichtiges Anliegen, dass in allen Kommentarspalten fair und sachlich debattiert wird. Scharfe, sachbezogene Kritik am Inhalt des Artikels oder wo angebracht an Beiträgen anderer Forumsteilnehmer ist erwünscht, solange sie höflich vorgetragen wird. Persönlichkeitsverletzende und diskriminierende Äusserungen hingegen verstossen gegen unsere Richtlinien. Sie werden ebenso gelöscht wie Kommentare, die eine sexistische, beleidigende oder anstössige Ausdrucksweise verwenden. Beiträge kommerzieller Natur werden nicht freigegeben. Zu verzichten ist grundsätzlich auch auf Kommentarserien (zwei oder mehrere Kommentare hintereinander um die Zeichenbeschränkung zu umgehen), wobei die Online-Redaktion mit Augenmass Ausnahmen zulassen kann.
Die Kommentarspalten sind artikelbezogen, die thematische Ausrichtung ist damit vorgegeben. Wir bitten Sie deshalb auf Beiträge zu verzichten, die nichts mit dem Inhalt des Artikels zu tun haben.
Das Nutzen der Kommentarfunktion bedeutet ein Einverständnis mit unseren Richtlinien.
Unzulässig sind Wortmeldungen, die
Als Medium, das der freien Meinungsäusserung verpflichtet ist, handhabt die Weltwoche Verlags AG die Veröffentlichung von Kommentaren liberal. Die Online-Redaktion behält sich jedoch vor, Kommentare nach eigenem Gutdünken und ohne Angabe von Gründen nicht freizugeben. Es besteht grundsätzlich kein Recht darauf, dass ein Kommentar veröffentlich wird. Weiter behält sich die Redaktion das Recht vor, Kürzungen vorzunehmen.