Deutsche Aussenpolitiker setzten schon immer mehr auf moralische Überlegenheit als auf Sprachkompetenz. Den Franzosen kommt das offenbar gelegen, und ihr Minister für Wirtschaft und Finanzen, Bruno Le Maire, ist in erster Linie Franzose. Mit dem seinen Landsleuten eigenen Charme machte er gegenüber seinem deutschen Amtskollegen klar, wer in der EU künftig das Sagen haben soll.
In tadellosem Deutsch mit entwaffnendem französischem Akzent begrüsste Le Maire Christian Lindner vor einigen Tagen in Paris. Er zelebrierte Freundschaft und betonte dabei, wie lange man sich bereits kenne und schätze. Er wusste also, dass Lindner nicht Französisch spricht. Und tatsächlich: Nach «Bonsoir mesdames et messieurs» und «cher Brouno» (sic!) musste dieser in ein gestelztes Englisch wechseln. Auf die Idee, jene Sprache zu verwenden, in der er sich am besten ausdrücken kann, kam er nicht. Und auch keiner seiner Berater.
Während es französischen Ministern noch unter der Präsidentschaft des «grossen Europäers» Mitterand untersagt war, auf internationalem Parkett eine andere Sprache als Französisch zu sprechen, nutzte Le Maire die Gelegenheit, zu zeigen, dass er auch wesentlich besser Englisch spricht.
Das ist vor allem darum bemerkenswert, weil die Franzosen nach dem Ausscheiden Grossbritanniens aus der EU Englisch als Amtssprache verdrängen möchten. Es geht – allen Beteuerungen gemeinsamer Werte zum Trotz – um die Hegemonie in Europa. Dabei wird die Atommacht Frankreich Atommuffel Deutschland nichts schenken.
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