Formell wurde gestern über das Covid-Gesetz des Parlamentes vom letzten Frühling abgestimmt. Nicht mehr und nicht weniger.
Faktisch war es ein Plebiszit über die Corona-Massnahmen. Mit einem klaren Resultat: 62 Prozent der Bevölkerung stehen hinter dem Kurs der Regierung. Das ist zu respektieren.
Doch mehr als eine symbolische Bedeutung hat dieses Resultat nicht. Und wenn Bundesrat Alain Berset nun die Versöhnung beschwört, ist das nicht mehr als ein frommer Wunsch.
Bereits im letzten Juni haben 60,2 Prozent dem Covid-Regime zugestimmt. Ein Plus von 1,8 Prozent Ja-Stimmen wird kaum einen Massnahme-Gegner umstimmen. Die Fronten sind vielmehr verhärtet.
Das deutliche Plebiszit könnte die Regierung ermuntern, die Schraube weiter anzuziehen. Meint sie es ernst mit der nationalen Versöhnung, wird sie darauf verzichten. Wir werden es schon bald sehen.
Die Massnahme-Gegner werden ihren Kampf unvermindert weiterführen. Und das ist absolut legitim. Das Schweizer Stimmvolk hat schon ein halbes Dutzend Anti-Atom-Initiativen abgelehnt. Niemand warf den AKW-Gegnern deshalb mangelndes Demokratieverständnis vor.
Beim Widerstand gegen die Corona-Massnahmen geht es um viel mehr als um läppische Masken und Zertifikate. Zur Debatte stehen die verfassungsmässigen Grundrechte, das Verhältnis zwischen Bürger und Staat, die unheimliche Macht von Meinungsmachern und Expertokratie.
Der Kulturkampf um Corona dürfte bloss ein Vorgeschmack sein auf das, was beim Klima noch auf uns zukommt. Und er hat eine neue politische Kraft mobilisiert, die in keine gängige Schablone passt.
Aus dem Stand und gegen den erbitterten Widerstand des Establishments konnte diese Bewegung gegen 40 Prozent der Stimmbevölkerung für sich gewinnen. Doch mit diesem Erfolg wird sie sich nicht zur Ruhe setzen. Das Corona-Regime hat einen Geist aus der Flasche gelockt, der so einfach nicht mehr aus der Welt zu schaffen ist.
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