Kann die Realität rassistisch sein? An einem Gymnasium in Siegburg bei Bonn hatte man den Schülern eine «philosophische Aufgabe» gestellt, in der es um die Zwangsverheiratung eines Mädchens durch ihren türkischen Familienvater ging. Dem Sohn seines Bruders sollte so eine Aufenthaltserlaubnis in Deutschland verschafft werden.
Es folgte ein Shitstorm. Der Vize-Landesvorsitzende der Föderation Türkischer Elternvereine in Nordrhein-Westfalen, Ali Sak, ist der Meinung, dass die Aufgabe «schlimmste Klischees» bediene und das verwendete Vokabular dasjenige rechtsextremer Populisten sei.
Wirklich?
Fakt ist: Weltweit leben rund 700 Millionen Frauen in einer Zwangsehe. Mehr als 250 Millionen dieser Frauen waren bei der Eheschliessung nicht älter als fünfzehn Jahre.
In der Türkei selbst ist fast jede dritte Braut minderjährig, obwohl dort theoretisch nur Volljährige heiraten dürfen. Und in Deutschland?
Hierzulande steigt die Zahl der Zwangsehen nicht zuletzt durch die Zuwanderung: 2018 verzeichnete allein die Stadt Berlin 570 gemeldete Fälle von vollzogenen oder geplanten Zwangsehen. 19 Prozent mehr als 2013.
Die Dunkelziffer liegt laut Experten deutlich höher, sie gehen allein in Berlin von bis zu 6000 Fällen aus. Zu mindestens 90 Prozent hätten die Opfer einen muslimischen Hintergrund.
Ein rechtsextremes Klischee ist die Zwangsehe also auch in Deutschland mitnichten. Wer hier Rassismus unterstellt, tabuisiert nicht nur die Kritik, sondern schadet auch den Opfern, deren Schicksal damit bestritten wird.
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