Wir sind nun seit zwölf Tagen in der Schweiz und möchten uns an dieser Stelle aufrichtig und herzlich bedanken. Die Solidarität und die Grosszügigkeit, die wir hier zu spüren bekommen, sind überwältigend: vielen, vielen Dank!
Unsere Gedanken sind aber immer in der Heimat. Was wir jeden Abend in der «Tagesschau» sehen müssen, macht uns Angst. Sumy – unsere Heimatstadt im Nordosten der Ukraine – ist seit rund einer Woche eingekesselt und vollständig von der Aussenwelt abgeriegelt.
Die angeblichen humanitären Korridore sind offenbar eine russische Propagandalüge – sie führen entweder direkt nach Russland oder werden von der russischen Artillerie beschossen. Für meine Mutter Nadja, die in ihrem Haus ausharrt, hat dieser Zustand immer gravierendere Konsequenzen. Die Wasserleitungen sind ebenso zerstört wie die Wärmesysteme – das bei einer Aussentemperatur von minus 15 Grad. Fast noch schlimmer ist: Allmählich gehen die Lebensmittel aus. Wie lange die eingeschlossenen Menschen noch durchhalten können, ist schwer abschätzbar. Doch aufgeben wollen sie auf keinen Fall.
Derweilen haben die Russen klare Bedingungen für ein Ende der Besatzung gestellt. Wenn die Bevölkerung kapituliert und die russische Flagge hisst, hört der Bombenterror auf.
Mich macht dieser Zustand ohnmächtig und fassungslos. Er klingt wie eine zynische Wiederholung der Geschichte. Wladimir Putin, geboren 1952 in St. Petersburg, erzählt immer wieder, dass seine beiden älteren Brüder während der Blockade von Leningrad (September 1941 – Januar 1944) das Leben verloren haben. Nun macht er mit der ukrainischen Bevölkerung in Sumy und Charkiw genau das Gleiche.
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