Wie letzte Woche zufällig bekannt wurde, kommt «die technische Einsatzbereitschaft von Hubschraubern, Schiffen und auch Panzern in der Bundeswehr insgesamt nur langsam voran», genauer: 77 Prozent der Bundeswehr-Hauptwaffensysteme sind derzeit einsatzbereit.
Das heisst: Quer durch das Arsenal der Bundeswehr ist fast ein Viertel der «Systeme» nicht einsatzbereit. Bei den Hubschraubern sind es 60 Prozent.
Würde die Deutsche Bahn oder die Lufthansa eine ähnliche Leistungsbilanz vorlegen, hätte der Bundestag längst einen Untersuchungsausschuss eingesetzt.
Der Bundeswehr bleibt eine solche Peinlichkeit erspart. Denn niemand erwartet, dass die Bundeswehr im Ernstfall an Kampfhandlungen teilnimmt. Dafür ist die Nato da.
Man braucht die Bundeswehr, um eine Kanzlerin, die ihr Amt aufgegeben hat, mit einem Grossen Zapfenstreich zu verabschieden oder den überlasteten Gesundheitsämtern bei der Nachverfolgung von Corona-Kontaktpersonen zu helfen.
Seit der Spiegel im Oktober 1962 in einem Artikel («Bedingt Abwehrbereit») die mangelhafte Ausstattung und die daraus resultierende schwache Einsatzbereitschaft thematisiert hatte, hat sich an diesem Zustand wenig geändert. Die Wehrpflicht wurde ausgesetzt, de facto abgeschafft, die Bundeswehr wandelte sich zu einem modernen Arbeitgeber mit flexiblen Arbeitszeiten und guten Aufstiegschancen. Unter dem Oberkommando von Ursula von der Leyen wurden «Umstandsuniformen» für schwangere Soldatinnen eingeführt.
Auch bei den Auslandseinsätzen der Bundeswehr stand nicht das Militärische im Vordergrund. In Afghanistan wurden die deutschen Soldaten angehalten, den Müll zu trennen; sie durften nur Fahrzeuge benutzen, die vom TÜV geprüft und abgenommen waren. Wagen, die gegen deutsche Vorschriften verstiessen, wurden aus dem Verkehr gezogen.
Die Bundeswehr ist nur sehr bedingt eine Armee. Sie ist der deutsche Beitrag zur globalen Abrüstung. Und vielleicht ist das besser so.
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