Ibrahim Issa, einer der bekanntesten Journalisten Ägyptens, hat viele seiner Zuschauer, alle religiösen Würdenträger, die ganze Justiz und zahlreiche Parlamentarier schockiert: Auf einem privaten Fernsehsender hat er die Himmelfahrt des Propheten Mohammed, die im Koran geschildert wird, als «vollkommen erfundene» Geschichte abgetan.
Die Staatsanwaltschaft ordnete kurzerhand eine Untersuchung an, weil Issa es gewagt hat, das im Heiligen Buch beschriebene Wunder anzuzweifeln. Nicht nur die Justiz ist in Aufruhr. Im Parlament wurde vom Präsidenten der Menschenrechtskommission ein Gesetzesentwurf eingebracht, das dem «Chaos» Einhalt gebieten soll.
Die höchste theologische Autorität des Landes will Kritik an der Reise des Propheten nicht tolerieren. Sie habe sich «mit Bestimmtheit» ereignet, und niemand könne das abstreiten. Auch die Medienkontrolle will gegen den «Verräter des Islam» eine Untersuchung lancieren und Massnahmen ergreifen, falls Issa ihren Kodex verletzt haben sollte.
Issas ketzerische These ist der vorläufig letzte Fall von «Blasphemie» in Ägypten. So wurde vor zwei Jahren ein Uni-Professor suspendiert, weil er angeblich den Koran beleidigt hatte. Einer Dozentin wurde vorgeworfen, den «Teufel zu verherrlichen» und «destruktive Ideen» zu verbreiten, weil sie «Das verlorene Paradies» von John Milton auf den Lehrplan gesetzt hatte.
Doch Issa ist ein Wiederholungstäter: Er ist den Frommen schon im letzten Jahr unangenehm aufgefallen. Überrascht sei er gewesen, als er einen Apotheker bei der Koran-Lektüre beobachtet habe, sagte Issa damals. Es wäre doch wichtiger, meinte der Abtrünnige, dass der Pharmazeut, statt Suren zu rezitieren, medizinische Literatur studiere.
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