Der Vater des zwanzigfachen Grand-Slam-Siegers, Srdjan Djokovic, hat das Einreiseverbot seines Sohnes in Australien auf eine religiöse Ebene gehoben: «Jesus wurde gekreuzigt, ihm wurde alles angetan, und er ertrug es und lebt immer noch unter uns. Jetzt versuchen sie Novak auf die gleiche Weise zu kreuzigen und ihm alles anzutun.» Doch damit nicht genug: Sein Sohn sei mit einem «Freiheitskämpfer» gleichzusetzen: «Novak ist Serbien, und Serbien ist Novak.»
In der Überhöhung des Sportlers schwingt ein Übermass an Pathos, Emotionen und Nationalstolz mit. Absender: die selbsternannte (Sport-)Grossmacht Serbien. Das Gleiche hatten auch die Schweizer Fussballer an der WM 2018 erlebt – als sie im russischen Kaliningrad vom serbischen Publikum bis aufs Blut provoziert wurden und sich zu den dümmlichen Doppeladler-Gesten hinreissen liessen.
Dieser Vorfall zeigt die politische Dimension der Geschichte. Wer sich mit Serbien anlegt, geht mit der orthodoxen Welt auf Konfliktkurs – und damit mit Russland. Auch deshalb dürfte das letzte Wort in der australischen Schmierposse um Novak Djokovic noch nicht gesprochen sein. Es würde kaum überraschen, wenn dem Tennis-Krösus höhere politische Mächte die Tür zum ersten Grand-Slam-Turnier des Jahres doch noch öffnen.
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