An einer kleinen Feier lernte ich kürzlich ein freundliches junges Paar kennen. Im Laufe des Abends fragte ich die beiden, wie sie sich kennengelernt haben. Sie schauten sich in die Augen, schmunzelten erst verlegen und antworteten schliesslich leise: «An einer Grillparty im Zürcher Friedhof Sihlfeld.»
Keine Überraschung: Der 25 Hektar grosse Gottesacker im Kreis 3 ist in den letzten Jahren nachts zu einem Vergnügungspark und zu einem Treffpunkt für wilde Partys, Drogenhandel und Sex verkommen.
Wie pervers ist das denn? Gekreische statt Totenruhe.
Der Friedhof wurde ausserdem zu einem beliebten Jogger-Gelände. Und in der warmen Jahreszeit sonnen sich reihenweise Halbnackte zwischen den Gräbern.
Gemeinderäte aus dem Quartier wehrten sich dagegen mit Vorstössen im Parlament. Zusammen mit dem Quartierverein Wiedikon lancierten sie eine Petition. Die Linken im Stadtrat interessierte das nicht. Sie liessen ausrichten, Friedhöfe seien wie die Parkanlagen öffentlicher Grund und müssten zu jeder Tages- und Nachtzeit zugänglich sein.
Ein privater Kläger bekam im Januar vom Bezirksrat recht: Die Ruhestätte muss ab sofort ab 20 Uhr schliessen. Statthalter Mathis Kläntschi fällt immer wieder mit vernünftigen Entscheiden auf. Er hatte unter anderem auch dafür gesorgt, dass der linke Stadtrat die sogenannte wirtschaftliche Basishilfe für Sans-Papiers einstellen musste.
Jurist Kläntschi (Grüne) gab damit einer Aufsichtsbeschwerde der FDP recht. Die Stadtzürcher Regierung wollte rekurrieren, musste den Rekurs aber zurückziehen. Wegen einer hochnotpeinlichen Panne im Stadthaus hatte sie die Frist verpasst. Das dürfte ihr kein zweites Mal passieren.
Jetzt hat der Stadtrat gegen den Friedhof-Beschluss des Bezirksrats Beschwerde beim Verwaltungsgericht eingereicht. Schauen wir mal.
Statthalter Kläntschi ist auch ein bisschen Friedhofverwalter. Er hat Politiker unter sich. Im Gegensatz zu denen im Totenacker könnten diese zuhören.
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