Die amerikanische Notenbank Fed erhöht erstmals seit 2018 den Leitzins: um 0,25 Prozentpunkte auf die Bandbreite von 0,25–0,5 Prozent. Schluss mit Nullzins, und weitere Schritte sollen folgen, so dass der Zins Ende Jahr bei 2 Prozent liegen dürfte.
Notenbankchef Jerome Powell will damit die Inflation unter Kontrolle bringen, die in die Nähe von 8 Prozent geklettert ist. Alarm, der Auftrag heisst jetzt Preisstabilität herstellen.
Bremst diese Andeutung einer Zinswende die Wirtschaft denn nicht? Powells: Nicht zu befürchten. Die Wirtschaft wächst stark, der Arbeitsmarkt boomt, so sehr, dass Lohnsteigerungen inflationär wirken.
Befürchtungen beherrschen hingegen die Euro-Zone, wo die Inflation die Nähe von 6 Prozent erreicht hat. Die Führung der Europäischen Zentralbank (EZB) um Chefin Christine Lagarde hat zwar bekräftigt, das immense Anleihenkaufprogramm programmgemäss zu drosseln zu beginnen. Und zum Jahresende erwarten EZB-Beobachter eine erste Zinserhöhung, weg von den heute 0 Prozent.
Aber der EZB kommen immer allerhand Krisen dazwischen, die sie dann mit Gelddrucken meistern will. Der Ukraine-Krieg kann ein neuer Anlass dafür sein. Stimulation vor Preisstabilität.
Zinserhöhungen würden in der Euro-Zone zudem auf starken politischen Widerstand stossen, da hochverschuldete Länder wie Italien sonst in totalen Finanzstress gerieten. Die Südländer dominieren politisch die EZB. Derweil können etwa in Deutschland Preis-Lohn-Preis-Spiralen in Gang kommen, welche die Inflation weiter anheizen.
Und die Schweiz mit gegenwärtig 2,2 Prozent Inflation? Die Nationalbank-Führung, immer um genügend Zinsdifferenz Franken - Euro besorgt, sieht sich durch die EZB-Geldpolitik zinsmässig gebunden. Daneben kann sie mit Marktinterventionen den Franken-Euro-Wechselkurs beeinflussen, meist nach dem Motto: Den Franken, oft Fluchtwährung, nicht zu stark werden lassen! Wobei: Frankenstärke ist gut gegen Inflationsimport.
Immerhin gilt gegenwärtig auch der US-Dollar als attraktive Anlage, und Powell hilft mit der Zinserhöhung nun noch etwas nach, dies zu verstärken.
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