Xiaohaituo. Der Ortsname, der für Schweizer Ohren wie ein Zungenbrecher tönt, könnte schon in zwei Wochen zur helvetischen Standardvokabel werden. In Xiaohaituo findet der Grossteil der alpinen Rennen an den Olympischen Winterspielen in China statt.
Das Gebiet im Nordwesten von Peking wurde von den Organisatoren wegen der idealen Topographie und der (verhältnismässig) angenehmen Temperaturen ausgewählt. Im Februar fällt die Quecksilbersäule nur selten unter minus zwanzig. Selten.
Doch einen anderen Sachzwang gibt es an den Hängen, an denen Beat Feuz, Marco Odermatt und Wendy Holdener den helvetischen Medaillenregen auslösen sollen. Es ist extrem trocken. Niederschlag fällt im Februar praktisch nie.
Deshalb wird der gesamte Schnee künstlich produziert. In Verbindung mit den in eine Waldlandschaft geschlagenen Pisten schreibt etwa das deutsche Nachrichtenmagazin Spiegel von den «unnachhaltigsten Olympischen Spielen aller Zeiten».
Auf solche Interpretationen mag Trainerlegende Karl Frehsner nicht eingehen. Der Wahlschweizer steht quasi am Ursprung der olympischen Skipisten: «Ich war der erste Mann auf diesem Berg.» Er habe mit den Chinesen das bestmögliche Terrain gesucht – und den Bau der Strecke genau dort empfohlen. Unter der Bedingung, dass Bernhard Russi die Umsetzung übernimmt: «Er ist der beste Pistenbauer der Welt.»
An der Seite des Urners arbeitete ein anderer Schweizer Olympiasieger, Didier Défago, an der Strecke mit. Dass es am Olympiaberg keinen Naturschnee gibt, ist für Frehsner sogar ein Vorteil: «Auch in Europa bestehen die Abfahrtspisten praktisch nur aus Kunstschnee.» Dieser gilt als wesentlich dichter und kompakter (und deshalb besser zu präparieren) als Naturschnee.
Grossartigen Skirennen steht in China also nichts mehr im Wege. Bleibt nur zu hoffen, dass es in Xiaohaituo nicht plötzlich noch zu schneien beginnt.
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