Ich finde, der Kim de l’Horizon ist ein netter Kerl. Er kann singen, kleidet sich hübsch und hat seine Muddi lieb, wie er bei der Entgegennahme des deutschen Buchpreises verriet.
Vor allem ist er nicht so kleinlich wie manch anderer Promi. Der schneidet sich nicht mal eben ein Strähnchen aus dem Lockenkopf, nein, der rasiert sich gleich eine Glatze, vor dem gebannten Publikum.
Um ein Zeichen zu setzen! Genau. Das werden die Frauen im Iran zu schätzen wissen.
„Dieser Preis ist offensichtlich auch für die Frauen im #Iran“, sagt Kim de l'Horizon, Gewinner des deutschen Buchpreises gestern. "Das ist ein Zeichen gegen Hass, für die Liebe", und für den Kampf aller Menschen, die wegen ihres Körpers unterdrückt werden." #IranProtests2022 pic.twitter.com/YAwKdGhbtr
— Natalie Amiri (@NatalieAmiri) October 18, 2022
Und wir wissen jetzt auch, weswegen der Buchpreis verliehen wird. Da geht es nicht bloss um Literatur, i wo.
Auch die Jury hat ein Zeichen setzen wollen, sagt der Ausgezeichnete! Ein Zeichen gegen den Hass und für die Liebe – und für den «Kampf aller Menschen, die wegen ihres Körpers unterdrückt werden». Da weint es im Publikum, und es kommt zu standing ovations.
Die moralische Klasse feiert sich selbst.
Und das Buch? Ach ja, das Buch. Ist irgendwie nonbinär. Schwänze kommen auch drin vor, immerhin. Und Sternchen! Und penetrierte Ärsche! Und Grossbuchstaben! Alles Literatur!
Aber auf die kommt es nicht so an, wenn nur die politische Geste stimmt.
Was wird erst los sein, wenn auch noch Wolodymyr Selenskyj per Videobotschaft zum ergebenen Buchmessen-Publikum spricht und einen nonbinären Erstschlag in Grossbuchstaben fordert?
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