Michael Ringier, Peter Wanner, Pietro Supino? Ihre Namen kommen den Westschweizern ziemlich spanisch vor. Keinen von ihnen würde die grosse Mehrheit auf einem Plakat erkennen.
Ein Feindbild verkörpern sie gleichwohl: Die mediale Überfremdung der Romandie ist ein Dauerbrenner. Denn die Zeitungslandschaft, mitunter die öffentliche Bewusstseinsbildung, ist wie nie zuvor von der Deutschschweiz abhängig.
Lange wurde Ringier – nicht nur dank der weitverbreiteten L’Illustré – als gesamtschweizerischer Verlag empfunden, zu einer Zeit, als es in Lausanne auch noch Edipresse gab. Zusammen lancierte man zu Beginn der neunziger Jahre den europhilen Nouveau Quotidien. Aus ihm ist über Fusionen mit dem Journal de Genève und der Gazette de Lausanne die Zeitung Le Temps hervorgegangen – die jüngst an eine Genfer Stiftung verkauft wurde.
Nie verziehen hat man Ringier die Einstellung des Nachrichtenmagazins L’Hebdo.
Praktisch gleichzeitig kam das Aus für das traditionsreiche Boulevardblatt Le Matin durch den neuen Besitzer TX Group, der auch die Tribune de Genève und 24 heures (Lausanne) gehören.
Jetzt dringen die Deutschschweizer Verlage mit ihren eigenen Produkten vor: Seit kurzem gibt es den Blick online auf Französisch, und Watson expandiert ebenfalls in die Westschweiz.
In den Kantonen Neuenburg (L’Impartial, L’Express) und Wallis (Le Nouvelliste) gehören die Zeitungen dem Franzosen Philippe Hersant, dem Sohn eines französischen Pressezaren.
Für das Medienpaket muss man in der Westschweiz also mit anderen Argumenten werben als in Basel, Zürich oder Bern. Dass Pietro Supino in der Tribune de Genève den Lesern das Ja zum Medienpaket ans Herz gelegt hat, war allerdings ziemlich überflüssig.
Denn praktisch alle Westschweizer Medien-Experten plädieren für die staatlichen Fördergelder. «Mehr als um die Medien geht es um die Demokratie», befindet der von Supino entlassene ehemalige Chefredaktor der Tribune de Genève, Pierre Ruetschi. Er leitet in Genf den Club Suisse de la Presse. Und schreibt eine stets lesenswerte Kolumne – in der Tribune.
Auch die Redaktion von Le Temps plädiert für ein Ja. «Um dem Tsunami zu widerstehen», der aus Google und Facebook bestehe, argumentiert die Chefredaktorin Madeleine von Holzen. Weil sie den Argumenten der Gegner Gehör verschaffen wollte, übernahm sie einen Kommentar von Katharina Fontana aus der NZZ.
Die Gegner der Medienvorlage haben es schwer in der Romandie, und sie wissen es. Er ist zwar etwas verbraucht, aber gleichwohl setzen sie auf den Anti-Deutschschweizer-Reflex. In ihren Inseraten attackieren sie nicht Michael Ringier, Peter Wanner oder Pietro Supino als käufliche, korrupte Profiteure der in Aussicht gestellten staatlichen Milliarden. Sondern anonyme «Zürcher Medien-Millionäre».
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