Zahlen lügen nicht: Gleich mehrmals ist in dieser Woche an der holländischen Rohstoff-Börse TTF der Preis für Gas, das unmittelbar geliefert werden soll, unter null gefallen.
Wer beispielsweise am Montagmittag Gas geordert hätte, das in der nächsten Stunde ankommen sollte, hätte zu seiner Lieferung noch ein paar Euro obendrauf bekommen.
Die Zahlen sagen: Es gibt derzeit zu viel von dem Zeug. Der Markt ist satt. Die Lieferanten werden ihren Stoff nicht los. Und dies mitten in der grössten Gaskrise, die Europa seit Menschengedenken erlebt. Glauben wir.
Tatsache ist: Stand heute gibt es keine Energiekrise. Seit Jahresbeginn kaufen die EU-Staaten aggressiv Flüssig-Gas auf dem Weltmarkt zu jedem Preis. Doch die Infrastruktur für diese Mengen ist nicht vorhanden.
Die Gas-Speicher in Europa sind zu 93 Prozent gefüllt, ein historischer Höchstwert für diese Jahreszeit. In Belgien sind sie sogar schon zu 100 Prozent voll, da geht nicht ein Tropfen mehr hinein.
Das bedeutet: Europa hat keinen Platz für Nachschub. Das Gas findet keine Abnehmer mehr. In Europas Gewässern stauen sich deswegen die LNG-Schiffe. Allein vor der Küste Spaniens, das über ein Drittel aller europäischen LNG-Kapazitäten verfügt, ist ein Superstau mit 35 LNG-Tankern entstanden, die seit Wochen darauf warten, entladen zu können.
Klar – das Ganze kann sich auch wieder ändern. Einige kalte Tage, und der Verbrauch steigt sprunghaft. Auch ein Anschlag auf die Infrastruktur hätte erhebliche Folgen.
Aber klar ist auch: Wer nach 20 Sekunden Warmduschen das Wasser schlechten Gewissens abdreht, darf ab jetzt ruhig noch 20 Sekunden dranhängen.
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