Die Fluchtbewegungen in der Ukraine wecken Erinnerungen an das Jahr 2015. Unfundierte Zahlen über Millionen Flüchtlinge, die angeblich zu erwarten sind, machen die Runde und heizen die Sensationslust an.

Dabei ist noch gar nicht klar, wie sich der Krieg entwickelt. Eine Millionen zählende Flüchtlingsbewegung ist nur dann zu erwarten, wenn Russland die ganze Ukraine in seine Gewalt bringt und Putin dort eine Marionettenregierung einsetzt.

Ansonsten ist die Fluchtbewegung mit 2015 überhaupt nicht zu vergleichen: Damals kamen weit überwiegend junge Männer aus Syrien, dem Nahen Osten und Afrika, die sich dem Kampf für bessere Verhältnisse in ihrer Heimat durch Flucht entzogen und Familien, Frauen und Kinder schutzlos zurückliessen – allenfalls mit der vagen Hoffnung, sie später durch Familiennachzug nachzuholen.

Jetzt dagegen kehren ukrainische Männer, die im Westen gearbeitet haben, zu Tausenden in die Ukraine zurück, um dort zu kämpfen. Unter den Flüchtlingen sind praktisch keine wehrfähigen Männer, sie bleiben in der Ukraine. Als Flüchtlinge kommen vor allem Frauen und Kinder, während die Familienväter in der Heimat ihr Leben gegen den Aggressor riskieren. Das ist tapfer und ehrenhaft.

Aufgabe des Westens ist es, den Überlebenskampf der Ukraine mit allen Mitteln zu unterstützen. Dazu gehört neben der Lieferung von Waffen auch die Gastlichkeit gegenüber den geflüchteten Frauen und Kindern.