Keir Starmer, Führer der Labour-Opposition in Westminster, ist ein besonnener Mann, der die Zeichen der Zeit erkennt. Auf die Frage eines BBC-Reporters, ob er immer noch der Meinung sei, Premier Boris Johnson müsse zurücktreten, antwortete Starmer: «Er konzentriert sich gegenwärtig auf den Krieg in der Ukraine. In dieser Sache stellen wir uns als Nation hinter ihn.» Noch vor drei Wochen klang es ganz anders. Kaum jemand hätte auf die politische Zukunft von Johnson gewettet nach all den Unwahrheiten, die er rund um sein gesellschaftliches Leben während der Pandemie verbreitet hatte. Im Februar hatte sich Starmer überzeugt gegeben, dass der Premier seinem Amt nicht gewachsen sei: «Er ist ein Clown.» Selbst einige von Johnsons konservativen Kollegen schrieben ihren Premier damals ab.
Dann kam der Krieg. Johnson schaffte es innert Tagen, sich als Führungspersönlichkeit zu profilieren. Die BBC zitiert einen Tory-Abgeordneten mit den Worten: «Jetzt führt er wieder eine Kampagne.» Diesmal im Widerstand gegen den Krieg in der Ukraine. Darin sei er so stark, dass er selbst seine Widersacher von seinen Schwächen ablenke, zitiert die BBC-Kommentatorin Laura Kuenssberg einen anderen Tory-Parlamentarier. Sie erinnert an das Falkland-Momentum, als die damalige Premierministerin Margaret Thatcher angeschlagen war und mit der Rückeroberung der Falkland-Inseln im Südatlantik neue Popularität erzielte.
Richtig ist, dass Boris Johnson mit seinen Auftritten seit Beginn der Krise überzeugt. Er liess keinerlei Zweifel an seiner Entschlossenheit aufkommen, Putin die Stirn zu bieten. Richtig ist auch, dass bis jetzt Johnsons Rivale Emmanuel Macron die internationale Bühne dominierte. Doch auch hier legte Johnson zu, indem er den ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj eingeladen hatte, per Videoschaltung zum Unterhaus zu sprechen. Dieser wiederum lobte den britischen Einsatz für die gerechte Sache. Die britische Wählerschaft wird es mit Genugtuung zur Kenntnis genommen haben – und Johnson auch.
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