Jacques Pitteloud ist nicht nur Schweizer Botschafter in Washington. Er ist auch ein bekennender Ornitologe. Der Walliser weiss darum ganz genau, dass der Vogel Strauss der Erfinder der Diplomatie ist. Als wäre in der aussenpolitischen Zentrale in Bern nichts geschehen, verteidigte Pitteloud beim US-Sender Fox Business unsere altbewährte Staatsmaxime. Obwohl Moderator Stuart Varney begeistert war über die Sanktionen gegen die bösen russischen Oligarchen.
Nachdem amerikanische Weltblätter, ja sogar Präsident Joe Biden persönlich das Ende der schweizerischen Neutralität verkündet hatten, gibt nun das Departement von Bundespräsident Ignazio Cassis (FDP) international Gegensteuer. Denn tatsächlich hat das Bundesratsgremium nie das beschlossen, was später kommuniziert worden ist und sich in Windeseile über den ganzen Erdball verselbständigt hat: Die Schweiz breche mit der jahrhundertealten Tradition ihrer Neutralität.
Die Schweiz bleibe neutral, versicherte Botschafter Pitteloud, sie entscheide aber von Fall zu Fall und habe in ihrer Neutralitätspolitik Spielraum. Und den nutze sie bei Völkerrechtsverletzungen, diesmal durch wortwörtliche Übernahme der EU-Sanktionen.
Jacques Pitteloud verstand es als richtiger Diplomat, dass seine Bekräftigung der Neutralität auch als deren Gegenteil ausgelegt werden kann. Denn er trug – während er die immerwährende Neutralität beschwor – am Revers eine riesige Schleife in den Ukraine-Farben. So, wie es bei den meisten Westlern eben gerade Mode ist. Kleider machen Meute.
Die Kommentare auf weltwoche.ch dienen als Diskussionsplattform und sollen den offenen Meinungsaustausch unter den Lesern ermöglichen. Es ist uns ein wichtiges Anliegen, dass in allen Kommentarspalten fair und sachlich debattiert wird. Scharfe, sachbezogene Kritik am Inhalt des Artikels oder wo angebracht an Beiträgen anderer Forumsteilnehmer ist erwünscht, solange sie höflich vorgetragen wird. Persönlichkeitsverletzende und diskriminierende Äusserungen hingegen verstossen gegen unsere Richtlinien. Sie werden ebenso gelöscht wie Kommentare, die eine sexistische, beleidigende oder anstössige Ausdrucksweise verwenden. Beiträge kommerzieller Natur werden nicht freigegeben. Zu verzichten ist grundsätzlich auch auf Kommentarserien (zwei oder mehrere Kommentare hintereinander um die Zeichenbeschränkung zu umgehen), wobei die Online-Redaktion mit Augenmass Ausnahmen zulassen kann.
Die Kommentarspalten sind artikelbezogen, die thematische Ausrichtung ist damit vorgegeben. Wir bitten Sie deshalb auf Beiträge zu verzichten, die nichts mit dem Inhalt des Artikels zu tun haben.
Das Nutzen der Kommentarfunktion bedeutet ein Einverständnis mit unseren Richtlinien.
Unzulässig sind Wortmeldungen, die
Als Medium, das der freien Meinungsäusserung verpflichtet ist, handhabt die Weltwoche Verlags AG die Veröffentlichung von Kommentaren liberal. Die Online-Redaktion behält sich jedoch vor, Kommentare nach eigenem Gutdünken und ohne Angabe von Gründen nicht freizugeben. Es besteht grundsätzlich kein Recht darauf, dass ein Kommentar veröffentlich wird. Weiter behält sich die Redaktion das Recht vor, Kürzungen vorzunehmen.