Zu Beginn der Pandemie gab es eine Zeit, in der man in vielen europäischen Städten dem Pflegepersonal Beifall klatschte. Gut, das kann man machen, auch wenn nicht ganz klar ist, weshalb man Leuten applaudieren soll, die ihren Job machen und dafür auch bezahlt werden.
In der Schweiz war der Initiator dieser Applaus-Orgie der Ringer-CEO Marc Walder. Am 17. März 2020 erschien ein Kommentar von ihm im Blick, in der Handelszeitung, im Beobachter sowie in allen anderen Ringier-Medien, in dem er die Schweiz aufforderte, um exakt 12.30 Uhr ans Fenster zu treten, auf den Balkon oder die Terrasse zu gehen, um den Krankenpflegerinnen und -pflegern, den Ärztinnen und Ärzten, den Assistentinnen und Assistenten zu applaudieren. Und zwar genau 60 Sekunden lang.
Viele Schweizerinnen und Schweizer kamen diesem Aufruf prompt nach.
Spätestens von diesem Moment an hat der Ringer-CEO und erklärte Freund von Gesundheitsminister Alain Berset (SP) die Bodenhaftung verloren.
Drei Tage später rief Walder nämlich die Verantwortlichen der anderen Schweizer Leitmedien (SRF, Tamedia, CH Media, NZZ) in einer E-Mail dazu auf, die Kampagne von Bundesrat Alain Berset und seinem Gesundheitsamt, «Bleiben Sie zu Hause», aktiv zu unterstützen, wie die Plattform Inside Paradeplatz enthüllte.
Der Nebelspalter machte zuvor einen Audio-Mitschnitt publik, in dem er seine Journalisten gewissermassen anwies, man solle bei der Berichterstattung die Regierung unterstützen. Da kommt etwas viel zusammen.
Der Manager eines Zeitungsverlages, der eigentlich dafür sorgen müsste, dass seine Schreiber bei Entscheiden genauer hinschauen, gebärdete sich, als sitze er selber als achter Bundesrat in der Regierung.
Wir müssen Walder trotzdem dankbar sein. Er hat diesen Filz zwischen den Mainstream-Medien, Staatssender SRF und Politik ungewollt so richtig öffentlich gemacht.
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