Das vom ehemaligen US-Präsidenten Donald Trump angestossene Abraham-Abkommen ist die Grundlage für einen neuen Nahen Osten. Teil davon sind – neben Israel – Bahrain, die Vereinigten Arabischen Emirate, Marokko und der Sudan. Auch Saudi-Arabien wird sich ihm über kurz oder lang anschliessen. Aber dazu drängen darf man das saudische Königreich nicht.
Der aktuelle Besuch des israelischen Premierministers in Bahrain findet zu einem kritischen Zeitpunkt im Nahen Osten statt: Die Wiener Gespräche über das Atomabkommen mit dem Iran kommen nicht voran, die destabilisierenden Handlungen der iranischen Stellvertreter im Jemen haben zugenommen, ebenso die iranischen Drohungen gegen die freie Schifffahrt in regionalen und internationalen Gewässern.
Das Abraham-Abkommen, also die Normalisierung der Beziehungen von vier arabischen Ländern mit Israel, trägt in diesem Umfeld zur Beruhigung bei. Es ermöglicht nicht nur politische Beziehungen zwischen den vier Staaten und Israel, sondern ebenso einen kohärenten regionalen Standpunkt, der sich positiv auf die Region auswirkt. Davon gehen jetzt die strategischen Partner im neuen Nahen Osten aus, insbesondere nachdem Ägypten und Jordanien ihre Beziehungen zu Israel wiederbelebt haben. Sie arbeiten jetzt in den Bereichen Energie und Wasserversorgung zusammen.
Das hat weitreichende Implikationen: Der US-Politik der «Eindämmung» des Iran ist besser gedient, wenn Washington eine aktivere Rolle seiner regionalen Partner akzeptiert. Gleichzeitig müssen die USA die regionale Stabilität aus der Perspektive ihrer regionalen Partner anpacken, einschliesslich der Atom-Gespräche in Wien.
Saudi-Arabien zählt zwar nicht zu den Mitunterzeichnern des Abraham-Abkommens. Aber die Öffnung seines Luftraums für kommerzielle und nichtkommerzielle Flüge aus Israel in die Golfregion, also in die Vereinigten Arabischen Emirate und Bahrain, zeigt die Unterstützung, die die Saudis der Normalisierung der Beziehungen mit Israel geben. Ohne dieses Dazutun Riads wäre das Abraham-Abkommen nicht zustande gekommen.
Wir sollten Länder wie Saudi-Arabien nicht dazu drängen, sich sofort den Emiraten oder Bahrain anzuschliessen, da sie mit der Umsetzung ihrer Vision 2030 beschäftigt sind, die sie fürs Post-Öl-Zeitalter fit machen soll. Aber wir erleben, wie saudische und israelische Athleten in Sportarenen auf der ganzen Welt aufeinandertreffen und miteinander wetteifern, ohne dass dies auf eine offizielle oder gesellschaftliche Ablehnung stösst. P2P, people to people, ist die Grundlage für einen besseren Nahen Osten – und nicht government to government.
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