Wladimir Putin ist ein Mann des Sports. Gerne lässt er sich in Wettkampfpose ablichten. Auf Bildern zeigt er sich mit nacktem Oberkörper und stählernen Muskeln. Und er weiss den Sport als politisches Instrument zu nutzen. Als er für Sotschi um die Durchführung der Olympischen Winterspiele 2014 kämpfte, beging er am Kongress des IOC 2007 in Guatemala ein Sakrileg. Als erstes russisches Staatsoberhaupt sprach er bei einem öffentlichen Auftritt Englisch:
«Sochi is a unique place. On the seashore you can enjoy a fine spring day. But up in the mountains it’s winter. And one more special privilege: No traffic jams! I promise!»
So kommt es nicht von ungefähr, dass hohe Sportfunktionäre und Sportler zu Putin eine enge Beziehung pflegen. Bernhard Russi ging mit dem russischen Präsidenten Ski fahren, René Fasel, langjähriger Präsident des internationalen Eishockey-Verbands, besitzt einen direkten Zugang zu ihm, und Fifa-Obmann Gianni Infantino ist mit ihm derart eng verbunden, dass er sogar ernsthaft mit dem Gedanken spielte, einen Teil der Fifa-Administration von Zürich nach Moskau auszulagern.
So erstaunt es nicht, dass sich ausgerechnet die Fifa vorerst um eine klare Ansage in Richtung Kreml drückt. Zwar darf Russland vorderhand keine internationalen Fussballwettbewerbe mehr auf eigenem Staatsgebiet austragen, doch einen (wie von anderen Sportverbänden durchgesetzten) rigorosen Ausschluss Russlands wurde vorerst nicht beschlossen.
Am Montagabend dann die Kehrtwende: Gemäss der deutschen Presseagentur dpa will die Fifa Russland von seinen Wettbewerben suspendieren. Damit dürfte die Nationalmannschaft aus Russland nicht an den WM-Playoffs im März und auch nicht an der Weltmeisterschaft in Katar am Jahresende teilnehmen. Auch der europäische Verband Uefa wird nicht um rigorose Massnahmen herumkommen.
Dass er lange zögerte, hatte einen simplen wirtschaftlichen Grund: Gazprom, der Energiekonzern mit Milliardenumsatz, gehört in der Welt des Sports zu den wichtigsten Sponsoren. Dreht er den Geldhahn ab, geht dem Sport eine horrende Summe verloren. Und dies würden Infantino und Co. am eigenen Leib zu spüren bekommen.
Die Kommentare auf weltwoche.ch dienen als Diskussionsplattform und sollen den offenen Meinungsaustausch unter den Lesern ermöglichen. Es ist uns ein wichtiges Anliegen, dass in allen Kommentarspalten fair und sachlich debattiert wird. Scharfe, sachbezogene Kritik am Inhalt des Artikels oder wo angebracht an Beiträgen anderer Forumsteilnehmer ist erwünscht, solange sie höflich vorgetragen wird. Persönlichkeitsverletzende und diskriminierende Äusserungen hingegen verstossen gegen unsere Richtlinien. Sie werden ebenso gelöscht wie Kommentare, die eine sexistische, beleidigende oder anstössige Ausdrucksweise verwenden. Beiträge kommerzieller Natur werden nicht freigegeben. Zu verzichten ist grundsätzlich auch auf Kommentarserien (zwei oder mehrere Kommentare hintereinander um die Zeichenbeschränkung zu umgehen), wobei die Online-Redaktion mit Augenmass Ausnahmen zulassen kann.
Die Kommentarspalten sind artikelbezogen, die thematische Ausrichtung ist damit vorgegeben. Wir bitten Sie deshalb auf Beiträge zu verzichten, die nichts mit dem Inhalt des Artikels zu tun haben.
Das Nutzen der Kommentarfunktion bedeutet ein Einverständnis mit unseren Richtlinien.
Unzulässig sind Wortmeldungen, die
Als Medium, das der freien Meinungsäusserung verpflichtet ist, handhabt die Weltwoche Verlags AG die Veröffentlichung von Kommentaren liberal. Die Online-Redaktion behält sich jedoch vor, Kommentare nach eigenem Gutdünken und ohne Angabe von Gründen nicht freizugeben. Es besteht grundsätzlich kein Recht darauf, dass ein Kommentar veröffentlich wird. Weiter behält sich die Redaktion das Recht vor, Kürzungen vorzunehmen.