Das Ringen um politische Korrektheit und die Gleichstellung macht das Leben von Journalistinnen und Journalisten nicht einfacher. Unter Verwendung des Gendersterns muss man wohl eher früher als später von Journalist*innen schreiben. Andernfalls droht akuter Ärger mit der Gleichstellungspolizei.
Beim öffentlichen Rundfunk ist diese offenbar ganz besonders wachsam. Kürzlich sprach ein Moderator auf SRF in seinem Bestreben nach politischer Überkorrektheit von «Mitgliederinnen» – grosszügig ausblendend, dass ein Mitglied immer sächlich ist. Und als vom Wintereinbruch in Griechenland die Rede war, hiess es in den Nachrichten, dass sich die Kinder darüber freuen, «Schneefrauen» zu bauen. Der Schneemann ist als alter weisser Mann offenbar abserviert und mit Gebührengeldern ausbezahlt worden.
Die sprachliche Gleichstellung kann aber auch zu gravierenden Missverständnissen führen. Das Bieler Tagblatt schrieb unlängst zu den Lockerungen der Covid-Richtlinien im Juniorensport: «Einzig in den nationalen Nachwuchsligen der Männer-U-18 und Frauen-U-19 sind neu maximal 100 Zuschauerinnen zugelassen.» Was will uns die Zeitung sagen: Existiert für Männer keine Zulassungsbeschränkung? Oder sind überhaupt keine Männer erlaubt?
So oder so: In der Sportsprache kündigen sich gravierende Verständigungsschwierigkeiten an. Denn die Verliererinnen suchen nach geschlagener Schlacht immer nach Prügelknabinnen und Sündenböckinnen.
Spätestens hier sind aber Zweifel angebracht: Ist ein weiblicher Sündenbock tatsächlich eine Sündenböckin oder doch eine Sündengeiss? Müsste man, wenn schon von Fussballerinnenmeisterschaft die Rede ist, nicht auch Fussgängerinnenstreifen sagen? Wie dem auch sei: Zu viele Köchinnen verderben den Brei – im Sport wie in der Sprache. Vor allem wenn sie zu offensiv mit der Salzstreuerin hantieren.
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