Das 2:1 in Bern war für den FC Zürich möglicherweise schon die (erfolgreich bestandene) Meisterprüfung. Trotz sportlichem Hoch trüben Wolken das Zürcher Fussball-Firmament. Die juristischen Hürden, die sich dem Klub (und auch dem Stadtrivalen GC) beim angestrebten Stadionbau in den Weg stellen, sind kurzfristig kaum zu überwinden. Obwohl das Stimmvolk in dieser Frage schon dreimal Ja gesagt hat, wird es noch lange dauern, bis auf dem Hardturm-Areal die Bagger auffahren – wenn überhaupt.
Am Bundesgericht in Lausanne liegen seit Monaten zwei Stimmrechtsbeschwerden. Dabei hat der entscheidende Kampf vor den Gerichten, wenn es um den Gestaltungsplan und die Baubewilligung geht, noch nicht mal begonnen.
Für die neueste juristische Verzögerung sorgt gemäss Neue Zürcher Zeitung ein angeblicher FCZ-Sympathisant, der in der Stadt Zürich als Verhinderer allerlei Grossprojekte bekannt geworden ist. Peter-Wolfgang von Matt bekämpfte als unabhängiger Privatmann ohne Parteizugehörigkeit schon Vorhaben wie den neuen Rosengartentunnel, die Flughafen-Umnutzung in Dübendorf, die Seilbahn über den Zürichsee – und nun das Stadion.
Von Matts Stimmrechtsbeschwerde zielt darauf ab, dass die Stimmbevölkerung zu wenig über den Sicherheits-Aspekt im Zusammenhang mit randalierenden Fans aufgeklärt wurde. Der Rekurssteller, ein selbständiger Gerichtsdolmetscher, erreichte, dass der Bezirksrat die Beschwerde ein zweites Mal unter die Lupe nehmen musste – beim ersten Mal war vom Fünfergremium eine Person ferienabwesend. Von Matt konnte diesen Umstand juristisch als Formfehler begründen und so das Stadionprojekt um mehrere Monate verzögern. Er sagt in der NZZ, er verspüre darüber «Genugtuung, aber sicher keine Schadenfreude».
Woher von Matt die Genugtuung nimmt, bleibt freilich offen. Macht es Spass, einen demokratischen Volksentscheid zu blockieren? Oder ist es schlicht ein schönes Gefühl, die Zürcher Fussballklubs auf juristischem Parkett ins Abseits zu stellen? So oder so ist die endlose Geschichte um das Zürcher Fussballstadion schon längst zu einer Realsatire mit offenem Ausgang geworden. Fest steht lediglich: An der Limmat wachsen die Luftschlösser in den Himmel. Aber eine neue Fussballarena wird es in diesem Jahrhundert vielleicht nicht mehr geben.
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