Die Verfügung liest sich wie eine Kampfansage, eine Drohung.
Christof Bolay (SPD), Oberbürgermeister der baden-württembergischen Stadt Ostfildern, untersagt «Spaziergänge», die «gegen die Regelungen der Corona-Verordnung gerichtet sind».
Wer nicht hören will, muss fühlen: Bei Zuwiderhandlung wird auf «die Anwendung unmittelbaren Zwangs» hingewiesen.
Bolay droht wortwörtlich mit «Hilfsmittel der körperlichen Gewalt oder Waffengebrauch».
Wow. Ein Schiessbefehl gegen Spaziergänger?
Die Weltwoche wollte es genauer wissen und fragte nach.
Was denn in einem Städtchen von rund 40.000 Einwohnern so schlimm sei, wenn «ungefähr 140» Personen spazierten, dass man Waffen einsetzen müsste?
Vor allem wollte die Weltwoche wissen, was man im Rathaus unter «Waffengebrauch» versteht? Was wäre verhältnismässig? Etwa Pfefferspray, das der Bundeswehr als «foltertaugliches Polizeimittel» verwehrt ist?
Insgesamt 15 Fragen gingen an den Oberbürgermeister. Schriftlich, weil sein Pressesprecher (in einer Kleinstadt?) mitteilte: «Herr Bolay steht heute nicht mehr für ein Gespräch zur Verfügung.»
Was die Weltwoche dann erreichte, waren keine Antworten, sondern eine Art unverbindlicher Presseerklärung, die auf keine einzige Frage einging.
Nur fragt sich: Warum krebst der Bürgermeister zurück? Wieso erklärt er nicht seine pfefferscharfen Worte? Kann er nicht? Will er nicht?
Auf Nachfrage lässt sein Sprecher ausrichten: «Der Oberbürgermeister hat Ihre Fragen zusammenfassend beantwortet.»
Was fehlte, waren demokratische Grüsse aus Ostfildern.
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