Der Kieler Volkswirtschafter Ulrich Schmidt hat die Öko-Bilanz von Elektro-Autos durchgerechnet und warnt vor der Fehlkalkulation, dass E-Mobilität sauberer sei als die traditionellen Verbrenner. Das Gegenteil sei der Fall, warnt er. Wenn mehr Elektroautos auf den Strassen rollten, steige auch der Strombedarf.
Wer darauf setzt, dass die zusätzliche Nachfrage aus erneuerbaren Energien stammen könnte, täuscht sich. Schmidt geht davon aus, dass der zusätzliche Stromkonsum vor allem mit Kohle produziert würde. «Selbst wenn wir hundert Prozent Erneuerbare hätten», meint der Ökonom, «ist die Frage: Wie sollen wir die zusätzliche Nachfrage befriedigen?»
In einem Policy Brief des Instituts für Weltwirtschaft in Kiel zeigte er bereits im Sommer 2020, dass das E-Auto «73 Prozent mehr Treibhausgase verursacht als moderne Diesel-PKW». Damals, so Schmidt zur Weltwoche, sei es zu «einem Shitstorm von E-Auto-Verfechtern» gekommen.
Die Bild-Zeitung hat nun die Problematik der E-Autos erneut aufgegriffen. Um ökologisch besser abzuschneiden als der Verbrenner, müssten mindestens dreissig Prozent des zusätzlichen Strombedarfs aus erneuerbaren Energien gedeckt werden, zitiert sie Schmidt. Doch davon sei Deutschland noch «meilenweit entfernt».
Die Ausbauziele der Ampel-Regierung in Sachen erneuerbare Energien seien deshalb «sehr unrealistisch», so Schmidt. Er erwartet stattdessen eine Erhöhung der Strompreise und einen zusätzlichen Import von Elektrizität, wenn AKW abgeschaltet werden. Zudem, so der Kieler Volkswirtschafter zur Weltwoche, müssten Kohlekraftwerke mehr produzieren, was zu mehr Immissionen führe. Deshalb werde Deutschland bei den Klimazielen zurückstecken müssen. Dass die Regierung ab 2030 die Neuzulassung von Verbrennerautos verbieten wolle, bezeichnet Schmidt deshalb als «vollkommenen Quatsch, getrieben von reiner Ideologie».
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