Bilder sagen bekanntlich mehr als tausend Worte. Und deshalb wird sich das Foto von Olaf Scholz im grauen Schlabberpullover auf seiner Flugreise in die USA zum Staatsbesuch bei Joe Biden wohl in der öffentlichen Wahrnehmung einprägen.
Persönlich muss ich sagen: Scholz hätte zumindest seine Vorgängerin Angela Merkel um modischen Rat fragen können. Aber vermutlich war er einfach froh, dass er endlich wieder einmal fotografiert wurde.
Der Sturm der Entrüstung über die Aufmachung des Kanzlers ist für mich aber deplatziert. Schliesslich geht es bei einer langen Flugreise vor allem darum, sich zu erholen und für die anstehenden Aufgaben vorzubereiten. Und dazu ist eine bequeme Kleidung sicher nicht falsch.
Wenn aber Journalisten und Fotografen im selben Flugzeug reisen, muss man sich tatsächlich warm anziehen – und auf alles gefasst sein. Deshalb zog ich es in meiner Zeit als Fifa-Präsident vor, ohne mediale Mitpassagiere zu reisen. Das Leben ist schliesslich keine permanente Pressekonferenz.
Aber wie schrieb doch schon Gottfried Keller: Kleider machen Leute. Das gilt auch über den Wolken. Bei mir kam es vor, dass ich einen Mitarbeiter vor einer Reise wieder nach Hause schickte, als er in Jeans daherkam.
Das Outfit ist schliesslich immer auch eine Frage des Respekts gegenüber den Mitmenschen. Deshalb war es für mich immer sakrosankt, dass ich – sobald ich das Flugzeug in einem anderen Land verliess – Anzug und Krawatte trug.
Aber Olaf Scholz hat genügend Zeit zum Üben. Seine erste Amtszeit dauert noch fast vier Jahre.
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