Für einmal ist es nicht sein Parteiausschluss-Verfahren, mit dem Boris Palmer (Grüne) für Schlagzeilen sorgt. Sondern die «sofortige Impfpflicht», die der Tübinger Oberbürgermeister propagiert. Und zwar alles andere als zimperlich.
«Falls jemand sagt, das kann doch niemand durchsetzen», beginnt Palmer, «das geht sogar ganz einfach.»
Sein Vorschlag: «Man könnte die Pensionszahlung, die Rentenzahlung oder eben den Zutritt zum Arbeitsplatz abhängig machen von der Vorlage eines Impfnachweises.» Und zwar bis zum 15. Januar. Spätestens.
Palmer argumentiert: «Dann wüssten alle Bescheid, und ich bin sicher, es gäbe dann kaum noch Impfverweigerer.»
Rabiater ist nur noch Palmers Kommentar auf Social Media: Weil jemand sein Vorhaben kritisiert, beschimpfte er die Person als «komplett ignorant». Für genau solche Leute müsse die Impfpflicht her. «Gerne bis zur Beugehaft.»
Interessant sind Palmers Äusserungen im Kontext eines Weltwoche-Interviews, in dem er über seine väterliche Prägung sprach.
Zur Erinnerung: Boris Palmers Vater war ein politischer Dissident, der für seine Meinung sogar ins Gefängnis ging. Achtzehn Monate, um genau zu sein.
Das habe bei Sohn Boris «Widerstandsfähigkeit geschaffen». «Den Verstand nutzen, eigenverantwortlich Dinge in Angriff nehmen, nicht auf den Staat warten, sondern anpacken und einstehen für das, was man für richtig hält – das hat mich geprägt», so Palmer noch vor knapp zwei Jahren.
Angesprochen auf äusseren Druck, gab er sich kämpferisch: «Wenn ich unter Druck gerate, Parteifreunde meinen Ausschluss fordern, mich gar als Rassisten hinstellen, denke ich seelenruhig: ‹Ach Gott, ja…› – mein Vater ging für seine Überzeugung ins Gefängnis.»
Was Menschen, die über die Impfung anders als Palmer denken, wohl meinen, wenn sie ihn so hören würden?
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