Kleinere und grössere Trinkgelage in der Downing Street während des Lockdowns bezeichnet Premierminister Boris Jonson gerne als «Arbeitstreffen».
Auf den entsprechenden Fotos ist kennzeichnenderweise oftmals seine 33-jährige Ehefrau Carrie zu sehen. Was belegt, dass sie die politische Arbeit ihres Mannes mitbestimmt und gerne mitmischt – als eine Art «Carrie Antoinette», wie ihr Übername lautet.
So dirigierte sie den Regierungschef weg vom rechten Parteiflügel in die Mitte; und sie fällt Personalentscheidungen wie etwa die Entlassung des Beraters Dominic Cummings mit. Was nach seinem Abgang in der Downing Street selbstverständlich Anlass für ein weiteres «Arbeitstreffen» mit Cüpli war.
Nun hat der 75-jährige Lord Ashcroft, der vor zwölf Jahren Tory-Chef war, eine vernichtende Biografie über Carrie veröffentlicht, in der sie als intrigant und machtbesessen erscheint.
Frauenfeindlich? Vielleicht auch, denn alte Männer tendieren in der Politik dazu, junge Frauen ungerecht zu qualifizieren.
Wahr aber ist, dass Carrie Johnson eine neue Rolle in der Geschichte der Downing Street spielt: Ihre Vorgänger als Lebensgefährten des Regierungschefs pflegten sich unsichtbar zu machen.
So blieb Margaret Thatchers Ehemann Denis Thatcher, wiewohl ein gewiefter Geschäftsmann, ein Faktotum. David Camerons Frau Samantha erinnerte an ein Mauerblümchen. Selbst die ambitionierte Anwältin Cherie, Ehefrau von Tony Blair, hielt sich im politischen Tagesgeschäft zurück.
Nun ist mit Carrie Johnson aber eine Frau an der Seite des Premierministers, die ihm gerne sagt, wo es langgeht. Sie kämpft für soziale Gerechtigkeit, Tiere und die Umwelt. Klimaschutz ist ihr ein wichtiges Anliegen.
Politisch haben sich diese Engagements für ihren Ehemann Boris bisher wenig ausgezahlt. Dafür aber für viel Unmut gesorgt.
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