Die CH-Media-Publikationen haben in den vergangenen Tagen anhand von Dokumenten und Gesprächsprotokollen bestätigt, was man eigentlich in Bern längst vermutet hat: Dass das Umfeld von Gesundheitsminister Alain Berset, insbesondere sein Informationschef Peter Lauener, die Anträge zur Bewältigung der Pandemie vor der Bundesratssitzung an den Ringier-Verlag durchsickern liess.
Das Ausmass der Zusammenarbeit überrascht.
Doch bei allem Respekt vor den Enthüllungen der CH-Media-Titel sollte man aufpassen, das Kind nicht mit dem Bade auszuschütten: Gerade die Bundeshaus-Korrespondenten aller Zeitungen profitieren von Indiskretionen.
Sie sind gewissermassen das Salz in der Suppe. Sie haben auch schon personelle Fehlentscheide verhindert. Skandalöse Beschlüsse des Bundesrates, die nicht publiziert wurden, gelangten so an die Öffentlichkeit.
Lauener hat nichts getan, was im Umfeld der Bundesräte nicht seit Jahren praktiziert wird. Aber an ihm soll jetzt ein Exempel statuiert werden, um alle anderen zu disziplinieren.
Untersuchungshaft anzuordnen wegen einer Indiskretion, das ist doch völlig übertrieben.
Aber es passt zu den Bestrebungen von Bundeskanzlei und Bundesverwaltung, den Informationsfluss noch stärker zu kontrollieren.
Journalisten sollten sich deshalb nicht zu willfährigen Helfern der bundesbernischen Informations-Verhinderer degradieren lassen. Damit schaden sich nämlich die Medien nur selber.
Der Fall Lauener wird dazu führen, dass noch weniger Mitarbeiter aus dem Umfeld der Bundesräte bereit sein werden, vertrauliche Details aus dem Innenleben der Regierung preiszugeben.
Das ist die Kehrseite der Medaille.
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