Die Zahlen vom europäischen Erdbeobachtungsdienst Copernicus sind eindeutig, wie selbst der Tages-Anzeiger einräumen musste: Über die letzten sieben Jahre war die Temperatur auf der Erde stabil. Obwohl der Ausstoss von CO2, Methan und anderen Treibhausgasen zweifellos gestiegen ist.
Doch Reto Knutti, Nummer eins unter den Schweizer Klima-Forschern, hat eine Erklärung: Nicht seine Computermodelle sind falsch. Das Niño-Phänomen an der Pazifikküste Südamerikas machte ihm bloss vorübergehend einen Strich durch die Rechnung.
Klimamodelle leiden an dem gleichen Manko wie Prophezeiungen der Epidemiologen in der Covid-Krise: Sie stimmen selten mit der Realität überein. Denn Hochrechnungen sind immer nur so gut oder so schlecht wie die Grundlagen, auf die sie bauen. Und die sind dürftig.
Wie die viralen Erkrankungen ist auch das Klima ein hochkomplexes System von Wechselwirkungen, das der Mensch bestenfalls in Ansätzen durchschaut. Die Lücken des Wissens sind viel zu gross, als dass belastbare Prognosen möglich wären.
Wir wissen, dass es immer wieder Virenplagen gab. Sie tauchten so unverhofft auf, wie sie verschwanden. Warum? Kein Mensch weiss es. Wir wissen, dass sich das Klima in der Vergangenheit dauernd änderte. Mal war es wärmer als heute, mal war es viel kälter (was für uns Menschen viel bedrohlicher war). Über die Ursachen gibt es viele denkbare Thesen. Gewiss ist nur eines: Am Menschen lag es früher sicher nicht.
Hätte Professor Knutti den Klima-Code wirklich geknackt, hätte er die Stagnation der letzten Jahre voraussehen können. Post festum eine mehr oder minder plausible Erklärung nachzureichen, zählt nicht. Es ist lediglich das Eingeständnis, dass auch Professor Knutti glaubt, aber nicht wirklich weiss.
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