Der Grosse Zapfenstreich. Was früher mal die Order für Sperrstunde in den Beizen war, wandelte sich im Lauf der Zeit zum finalen Festakt für Kanzler und Bundespräsidenten. Sie alle dürfen sich – neben Beethovens «Yorckschem Marsch» (der kommt immer) – noch Stücke zum Adieu wünschen.
Helmut Schmidt wollte die Nationalhymne, Kohl entschied sich für den Choral «Nun danket alle Gott», Schwerenöter Schröder fragte nach «My Way».
Doch dann kam Angela.
Nicht Bach oder Brecht und auch nicht Biermann kamen ihr in den Sinn. Nichts Feierliches und keinen Zeigefinger, nein, nur zwei Schlager und ein schlichtes «Gotteslob» am Ende sollte das Musikkorps der Bundeswehr für sie spielen.
Nach Finanzkrise, «Wir schaffen das», dem jahrelangen Ärger mit Europa, Trump, Nord Stream 2 und Corona noch mal mit der Knef ins Berlin der späten Sechziger abtauchen und «Für mich soll’s rote Rosen regnen» mitsummen.
Und sich an frühe Ostsee-Urlaube erinnern, wo Nina Hagens «Du hast den Farbfilm vergessen» immer am Radio lief.
Nach dem unablässig wehenden Mantel der Geschichte, nach all den historischen Begegnungen und Gipfeln sitzt also die Bundeskanzlerin Ende 2021 in einer zugigen Berliner Winternacht im Ledersessel vor einer Militärkapelle, um sich stoisch und gefasst eine bumsfidele Ossi-Schunkelnummer und einen pelzbesetzten Wirtschaftswunderwalzer («Ich will, will alles oder nichts!») anzuhören.
Eigentlich zum totlachen. Aber eigentlich auch wieder gross.
Fast schon Pop.
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