«Wie SRF lernt, neutral zu berichten», titelt der Tages-Anzeiger halbironisch über einen Online-Kurs für Mitarbeiter des Schweizer Radio und Fernsehens. Kursleiter Marko Kovic ist zuvor ins Visier der Sonntagszeitung geraten, weil er sich bei seinen politischen Äusserungen regelmässig zur politischen Linken bekennt und über die SVP zetert. Man hat also bei der Vergabe des angeblichen Neutralitätskurses an Kovic den Bock zum Gärtner gemacht.
Dass SRF eine linke Schlagseite hat, weiss deren Leitung nicht erst seit gestern. Der damalige SRG-Ombudsmann Roger Blum hat 2017 zugegeben, dass «die SVP von den Medien kritischer beäugt wird als die anderen Parteien». Es seien nämlich «die wenigsten Journalistinnen und Journalisten SVP-Sympathisanten». Eine vom Nationalfonds unterstützte Studie hat belegt, dass sich 70 Prozent der Radio- und Fernsehjournalisten der SRG selber als «politisch links» bezeichnen. Und die meisten der verbleibenden 30 Prozent dürften ihr linkes Weltbild als gemässigt beurteilen und sich in der «Mitte» wähnen.
Der Online-Kurs des linken Sozialwissenschaftlers Marko Kovic krankte grundsätzlich daran, dass er die SRF-Journalisten als Opfer darstellte: als Opfer von Manipulationen, unbewussten Denkfehlern, als Opfer von Verzerrungen, Selbstüberschätzung, sanftem Konformismus, Konfliktscheu und dergleichen mehr. Falsch. Die SRF-Journalisten sind mit ihrer linken Berichterstattung Täter, nichts als Täter. Opfer ihrer politischen Einseitigkeit, Kritiklosigkeit und Einfalt sind allein die Gebühren zahlenden Zuschauer. Die ganze Übungsanlage von Kovic war falsch – ein heuchlerisches Scheingefecht.
Der von SRF-Chefredaktor Tristan Brenn so vollmundig angekündigte Kurs ist ein bis zur Peinlichkeit durchschaubarer Schachzug, die nahende «200-Franken-Initiative» abzuwehren. Doch seine Strategie dürfte das erhoffte dissuasive Ziel verfehlen. Denn sogleich stellen sich weitere Fragen: Warum haben die ärgsten politischen Linkskommentatoren von SRF gar nicht teilgenommen? Und wo bleibt die entsprechende Schulung des Monopolsenders in der französischen und der italienischen Schweiz?
Vor allem ist und bleibt Marko Kovic der völlig falsche Experte für die SRF-Neutralitätsprobleme. Dazu disqualifizieren ihn schon seine politisch überaus einseitigen Stellungnahmen und seine Selbstdeklaration als «Sozialist». Auch seine Herkunft als Sohn kroatischer Wirtschaftsmigranten scheint ihn wenig zu sensibilisieren. Denn es gibt nur wenige Länder, die in den letzten Jahrzehnten ihre ethnischen Minderheiten dermassen geplagt und vertrieben haben wie Kroatien. Nur schon deshalb sollte sich Marko Kosic zurückhalten mit Kritik an der bürgerlichen beziehungsweise «rechten» Schweiz, die seit 1848 ein einmaliges Wirtschaftswunder und seit noch viel längerem das friedliche Zusammenleben verschiedener Kulturen ermöglicht hat.
Die Kommentare auf weltwoche.ch dienen als Diskussionsplattform und sollen den offenen Meinungsaustausch unter den Lesern ermöglichen. Es ist uns ein wichtiges Anliegen, dass in allen Kommentarspalten fair und sachlich debattiert wird. Scharfe, sachbezogene Kritik am Inhalt des Artikels oder wo angebracht an Beiträgen anderer Forumsteilnehmer ist erwünscht, solange sie höflich vorgetragen wird. Persönlichkeitsverletzende und diskriminierende Äusserungen hingegen verstossen gegen unsere Richtlinien. Sie werden ebenso gelöscht wie Kommentare, die eine sexistische, beleidigende oder anstössige Ausdrucksweise verwenden. Beiträge kommerzieller Natur werden nicht freigegeben. Zu verzichten ist grundsätzlich auch auf Kommentarserien (zwei oder mehrere Kommentare hintereinander um die Zeichenbeschränkung zu umgehen), wobei die Online-Redaktion mit Augenmass Ausnahmen zulassen kann.
Die Kommentarspalten sind artikelbezogen, die thematische Ausrichtung ist damit vorgegeben. Wir bitten Sie deshalb auf Beiträge zu verzichten, die nichts mit dem Inhalt des Artikels zu tun haben.
Das Nutzen der Kommentarfunktion bedeutet ein Einverständnis mit unseren Richtlinien.
Unzulässig sind Wortmeldungen, die
Als Medium, das der freien Meinungsäusserung verpflichtet ist, handhabt die Weltwoche Verlags AG die Veröffentlichung von Kommentaren liberal. Die Online-Redaktion behält sich jedoch vor, Kommentare nach eigenem Gutdünken und ohne Angabe von Gründen nicht freizugeben. Es besteht grundsätzlich kein Recht darauf, dass ein Kommentar veröffentlich wird. Weiter behält sich die Redaktion das Recht vor, Kürzungen vorzunehmen.
Dieses Abonnement ist vorübergehend nicht verfügbar. Bitte versuchen Sie es später erneut.