Eine Gesetzesänderung macht es in der Schweiz möglich, dass Menschen ab 16 Jahren seit dem 1. Januar ihr Geschlecht auf dem Zivilstands-Amt rasch und unbürokratisch ändern können. Kostenpunkt: 75 Franken.
Der Nationalrat entschied dies im Dezember 2020 mit 93 zu 81 Stimmen bei 11 Enthaltungen. SP, Grüne und Grünliberale hatten sich dank Schützenhilfe der FDP-Fraktion und wenigen Stimmen aus der Mitte-Fraktion durchgesetzt.
Die prominente deutsche Feministin Alice Schwarzer zeigte sich am Donnerstag in der SRF-Talkshow «Gredig direkt» entsetzt darüber: «Ich bin fassungslos, dass Schweizer Politikerinnen und Politiker dieses Gesetz ohne jede Diskussion im Land verabschiedet haben. Sie halten es wahrscheinlich – und das ist das Allerschlimmste – für fortschrittlich. Das Gesetz ist sehr reaktionär, wahnsinnig fahrlässig und verantwortungslos!»
Die Herausgeberin der Frauenzeitschrift Emma begründete ihre Haltung so: «Der Personenstands-Änderung folgen in der Regel körperliche Anpassungen. Das ist eine massiv ernste Sache, die den Körper attackiert. Brüste werden amputiert, die Gebärmutter herausgenommen. Ärzte sollen das nur tun, wenn alles ausgelotet ist. Seelische Konflikte muss man ernst nehmen und mit diesen Menschen reden, bevor sie mit dem Messer traktiert werden und lebenslang Hormone einnehmen müssen. Wir kennen die Auswirkungen noch nicht.»
Transsexuelle sind eine Minorität. Schwarzer: «1991 waren es in Gesamtdeutschland 1100, möglich, dass sich die Zahl verzehnfacht hat. Dann wären es heute 11.000. Wir müssen dringend unterscheiden zwischen einer extremen Minderheit und echt Transsexuellen, das ist eine sehr ernste Sache. Bei der Mehrheit der Mädchen handelt es sich einfach um eine Irritation mit der Geschlechterrolle. Und die ist nicht mit dem Messer heilbar.»
Laut der Feministin und Publizistin ist es «zurzeit ein Trend, trans zu sein». Sie kämpft energisch dagegen, dass das Geschlecht beliebig ein Wunschgeschlecht wird.
Die Buchautorin sprach im Zusammenhang mit dem neuen Schweizer Gesetz auch Missbräuche an: Männer, die keine Lust auf Militärdienst haben, Frauen, die früher pensioniert werden wollen. Am Schluss der Sendung prophezeite Schwarzer: «Manche, die dieses wahnsinnig heikle Schweizer Gesetz befürwortet haben, werden sich noch erschrecken.»
Die Kommentare auf weltwoche.ch dienen als Diskussionsplattform und sollen den offenen Meinungsaustausch unter den Lesern ermöglichen. Es ist uns ein wichtiges Anliegen, dass in allen Kommentarspalten fair und sachlich debattiert wird. Scharfe, sachbezogene Kritik am Inhalt des Artikels oder wo angebracht an Beiträgen anderer Forumsteilnehmer ist erwünscht, solange sie höflich vorgetragen wird. Persönlichkeitsverletzende und diskriminierende Äusserungen hingegen verstossen gegen unsere Richtlinien. Sie werden ebenso gelöscht wie Kommentare, die eine sexistische, beleidigende oder anstössige Ausdrucksweise verwenden. Beiträge kommerzieller Natur werden nicht freigegeben. Zu verzichten ist grundsätzlich auch auf Kommentarserien (zwei oder mehrere Kommentare hintereinander um die Zeichenbeschränkung zu umgehen), wobei die Online-Redaktion mit Augenmass Ausnahmen zulassen kann.
Die Kommentarspalten sind artikelbezogen, die thematische Ausrichtung ist damit vorgegeben. Wir bitten Sie deshalb auf Beiträge zu verzichten, die nichts mit dem Inhalt des Artikels zu tun haben.
Das Nutzen der Kommentarfunktion bedeutet ein Einverständnis mit unseren Richtlinien.
Unzulässig sind Wortmeldungen, die
Als Medium, das der freien Meinungsäusserung verpflichtet ist, handhabt die Weltwoche Verlags AG die Veröffentlichung von Kommentaren liberal. Die Online-Redaktion behält sich jedoch vor, Kommentare nach eigenem Gutdünken und ohne Angabe von Gründen nicht freizugeben. Es besteht grundsätzlich kein Recht darauf, dass ein Kommentar veröffentlich wird. Weiter behält sich die Redaktion das Recht vor, Kürzungen vorzunehmen.